Glukagon-Like-Peptide-1-(GLP-1-)Agonisten wie Rybelsus, Ozempic und Wegovy sind in der Behandlung von krankhaftem Übergewicht als bahnbrechend bekannt. Ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, verbessern sie nicht nur den HbA1c Wert, sondern führen aufgrund des gesteigerten Sättigungsgefühls und der verlangsamten Magenentleerung auch zu signifikantem Gewichtsverlust. Weitere erste Daten deuten auch darauf hin, dass GLP-1 Agonisten bei Fettleber (NAFLD/NASH/MAFLD) zu einer Fettreduktion im Lebergewebe und damit zu einer Entzündungshemmung beitragen können. Der GLP-1-Agonist Liraglutid von Novo Nordisk hat in der SCALE-Studie so effektiv zu Gewichtsverlust geführt, dass er bereits 2016 in der EU für Nichtdiabetiker als Abnehmmedikament zugelassen wurde. Nun liegen die Phase-3-Daten seines Nachfolgers Semaglutid aus der STEP 1 Studie vor, der im Gegensatz zu Liraglutid nur einmal pro Woche anstelle von täglichen Injektionen verabreicht werden muss.
Wegovy, Novo Nordisk
Semaglutid zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Gewichtsabnahme: In einer Studie verloren Teilnehmer, die Semaglutid erhielten, rund 14,9 % ihres Gewichts im Vergleich zu nur 2,4 % in der Placebogruppe. Einige hatten sogar einen Gewichtsverlust von über 20 %. Im Vergleich zu Liraglutid schnitt Semaglutid besser ab und übertraf auch andere Gewichtsabnahme-Medikamente. Es reduzierte nicht nur das Körpergewicht, sondern auch das viszerale Fett und verbesserte Parameter wie Blutdruck und Blutzucker. Auch bei intensiveren Diät- und Sportprogrammen erwies sich Semaglutid als wirksam. Während etwa ein Viertel der Erwachsenen für die Behandlung in Frage kommt, sollte laut Experten Semaglutid jedem Patienten angeboten werden, bei dem ein Nutzen zu erwarten ist. Allein eine fehlgeleitete Gesundheitspolitik und restriktive Kostenträger die komplikationsassoziierte Kosten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Hypertonie, Zucker, Rücken und Gelenkoperationen sowie Krankheitsausfälle aus falsch verstandenem erzieherischen Ansprucch lieber bezahlt als Patienten vor diesen Leiden zu bewahren, stemmt sich augenscheinlich gegen eine breitere Anwendung. Der Hersteller nutzt diese Diskussionen geschickt um einen medialen Diskurs zu befeuern, was die Nachfrage weiter steigert.
Tatsächlich fehlen noch belastbare Langzeitdaten, was zu Unsicherheit darüber führt, ob der langfristige Nutzen die potenziellen Risiken überwiegt. Einige Experten befürchten zudem, dass die Wirkung im Laufe der Zeit nachlassen könnte. Aktuelle Studien zeigen jedoch keine nachlassenden Effekte, solange das Medikament eingenommen wird. Es gibt jedoch ein Plateau, das nach etwa einem Jahr erreicht wird.
Die Möglichkeit einer oralen Verabreichung von Semaglutid könnte das Spritzen erleichtern, aber die strengen Anforderungen an die Einnahme könnten zu Komplikationen führen. Zudem ist das verfügbare Präparat Rybelsus zur oralen Einnahme bei Diabetes, jedoch nicht Adipositas zugelassen.
Gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen sind häufig, was möglicherweise den Gewichtsverlust beeinflusst. Trotz dieser Herausforderungen werden GLP-1-Agonisten wie Semaglutid als vielversprechendes Instrument in der Adipositastherapie betrachtet. Allerdings bleibt die Frage zur Kostenübernahme durch Krankenkassen offen, was ihre Verfügbarkeit für viele Patienten einschränkt.
Semaglutid scheint ein guter Ansatz um Adipositaspatienten Selbstwirksamkeit zurückzugeben und einen Start in ein gesünderes Leben zu ermöglichen. Wichtig ist heirbei ein multimodaler Ansatz im Zusammenspiel von Ernährung, Bewegung, Psychologie und endokrinologischer Standortbestimmung. Studien konnten zeigen, dass eine Kombinationsbehandlung von Semaglutid und endobariatrischen Methoden noch effektiver ist ohne die Risiken einer bariatrischen Versorgung eingehen zu müssen. Für super obese Patienten stellt die chirurgische Bariatrie jedoch nach wie vor den Goldstandard dar.