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Ursachen, Symptome und Behandlung der Eosinophilen Ösophagitis (EoE)

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine noch wenig bekannte, aber zunehmend diagnostizierte chronisch-entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, die oft nicht frühzeitig erkannt wird. Die EoE kann zu Reflux-ähnlichen Symptomen, Schwierigkeiten beim Schlucken und dem Gefühl der Nahrungseinklemmung führen. Dieser Beitrag gibt einen aktuellen Überblick über die Hintergründe, Historie, Epidemiologie, Pathogenese, Diagnosestellung, klinische Symptome und therapeutische Optionen dieser Erkrankung.

Hintergrund: Die EoE ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, assoziiert mit atopischen Erkrankungen. Sie wird gelegentlich als das "Asthma der Speiseröhre" bezeichnet. Obwohl ursprünglich als seltene Erkrankung betrachtet, nimmt die Inzidenz deutlich zu. Es besteht eine hohe Rate an Nicht-Erkennung, wobei neben Gastroenterologen auch Hausärzte und Spezialisten aus anderen Fachrichtungen konsultiert werden.

Historie: Die EoE ist eine vergleichsweise junge Erkrankung. Erst in den 1990er-Jahren wurde sie von Stephen Attwood (England) und Alex Straumann (Olten, Schweiz) beschrieben.

Epidemiologie und Pathogenese: Die Inzidenz und Prävalenz der EoE nehmen in industrialisierten Ländern zu, mit höheren Prävalenzen in Ballungszentren. Männer in der dritten und vierten Lebensdekade sind am häufigsten betroffen. Eine Verbindung zu atopischen Erkrankungen besteht, insbesondere zu IgE-vermittelten Lebensmittelallergien bei Kindern und allergischen Atemwegserkrankungen bei Erwachsenen.

Diagnosestellung: Die Diagnose beruht auf drei Kriterien: ösophageale Biopsien, typische endoskopische Befunde (Schweregradeinteilung mittels EREFS Score) und Ausschluss anderer Ursachen. Sichtbare Veränderungen während der Endoskopie können gestapelte kreisförmige Ringe, Furchen oder Strikturen sein, aber oft sind keine äußeren Anzeichen vorhanden, weshalb Biopsien entscheidend sind. Untersuchungen auf eosinophile Infiltration in Magen und Duodenum sowie die Abgrenzung zur gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) sind wichtig.

Klinik, Symptome und Beschwerden: Symptome variieren mit dem Alter. Bei Erwachsenen steht Dysphagie im Vordergrund, während Kinder refluxähnliche Beschwerden zeigen. Patienten passen ihre Essgewohnheiten an, was eine genaue Anamnese erforderlich macht. Die Diagnoseverzögerung kann zu schweren Komplikationen führen. Eine gründliche Anamnese mit gezielten Fragen ist für Patienten daher von entscheidender Bedeutung:

  • Beschwerden beim Essen trockener Speisen
  • schnelles Schlucken aufgrund von Zeitdruck
  • Notwendigkeit des Nachtrinkens
  • Stress beim Essen in Gesellschaft
  • Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel 
  • familiäre Vorfälle von Schluckbeschwerden oder Bolusobstruktion.

Behandlungsmöglichkeiten: Es gibt drei Haupttherapieziele: Symptomkontrolle, Entzündungskontrolle und Verhinderung von Komplikationen. Drei Säulen bilden die Basis: Medikamente (vor allem topische Kortikosteroide), Diäten (Elementardiät, empirische oder allergietest-basierte Eliminationsdiäten) und Dilatation bei Strikturen. Eine Langzeittherapie ist notwendig, da die EoE nicht geheilt werden kann

Protonenpumpenhemmer (PPI): Bei Erwachsenen ist die erste medizinische Maßnahme häufig die Verabreichung von PPI, während bei Kindern PPI normalerweise nach erfolgloser Ernährungsumstellung eingesetzt werden.

Topische Kortikosteroide: Wenn PPI nicht ausreichen, können topische Kortikosteroide wie Fluticason oder Budesonid verschrieben werden. Diese werden in der Regel über einen Zeitraum von mindestens 8 Wochen mit anschliessendr Dosisreduktion im Rahmen der Erhaltungstherapie der EoE verabreicht.

Ausschlussdiät: Die Sechs-Lebensmittel-Eliminationsdiät (six-food-elimination-diet) ist eine gängige Empfehlung, bei der potenziell auslösende Nahrungsmittel wie Milch, Ei, Soja, Weizen, Erdnüsse/Baumnüsse und Fisch/Schalentiere sequentiell aus der Ernährung eliminiert werden.

Ösophagusdilatation: Patienten mit signifikanten Stenosen können eine vorsichtige Ösophagusdilatation benötigen, um die Nahrungspassage wieder zu gewährleisten.

Neue Ansätze: In neueren experimentellen Studien werden behandlungen mit monoklonalen Antikörpern gegen Interleukin-13 (IL-13) und IL-5 durchgeführt, die vielversprechend sind.

Langfristige Betreuung und Patienten-Compliance: Die eosinophile Ösophagitis (EoE) bleibt bisher resistent gegen eine vollständige Heilung durch Medikamente oder Diäten. Wenn die entzündungshemmenden Therapien abgebrochen werden, besteht leider die Tendenz, dass die Entzündung nach kurzer Zeit wieder auftritt und damit einhergehende Beschwerden zurückkehren. Nach einer erfolgreichen Induktionstherapie ist es daher unerlässlich, eine langfristige Erhaltungsbehandlung zu initiieren. Bedauerlicherweise besteht eine geringe Übereinstimmung zwischen den Beschwerden und der histologischen/endoskopischen Aktivität, weshalb selbst asymptomatische EoE-Patientinnen und -Patienten regelmäßige endoskopische Überwachungen benötigen. Nach einer nachgewiesenen Remission wird empfohlen, alle ein bis zwei Jahre eine endoskopische Kontrolle durchzuführen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Behandlung individuell angepasst werden muss und eine regelmäßige gastroenterologische Überwachung erforderlich ist um Komplikationen und das Fortschreiten der eosinophilen Oesophagitis rechtzeitig zu verhindern. 

Das Wesentliche für Ihre Gesundheit: Selbst deutliche Schluckbeschwerden können durch Ausweichstrategien (wie das Vermeiden bestimmter Speisen, vermehrtes Trinken während des Essens und längeres Kauen) sowie durch allmähliche Gewöhnung zunächst unbemerkt bleiben. Achten Sie auch bei unklaren retrosternalen Beschwerden (wie Krämpfen, Druck, Schmerzen, Brennen), die meistens in Verbindung mit dem Essen auftreten und gelegentlich auch in Ruhe, insbesondere bei atopischen Personen, auf das Vorliegen einer EoE.

Endoskopische Befunde können subtil sein und daher leicht übersehen werden! Erfragen Sie bei Ihrem Arzt, ob während früherer Magenspiegelungen Ösophagus-Biopsien entnommen wurden. Planen Sie bei anhaltendem klinischem Verdacht mit Ihrem Hausarzt eine erneute Endoskopie mit spezifischer Fragestellung zur eosinophilen Ösophagitis (EoE). Patienten mit einer charakteristischen Dysphagie-Anamnese, jedoch ohne histologischen Nachweis einer Eosinophilie oder anderen organischen Ursachen für Schluckbeschwerden, sollten im Hinblick auf oesophageale Motilitätsstörungen  (wie z.B. Achalasie) und nichterosive Refluxerkrankunen (24h-Impedanz-pH-Metrie) weitergehend abgeklärt werden.

Die Eosinophile Ösophagitis ist eine chronische Erkrankung, die bisher keine definitive Heilungsmöglichkeit bietet. Sie wird durch verschiedene Allergene ausgelöst, die über die Nahrung aufgenommen werden, und die vollständige Eliminierung aller Auslöser ist oft nicht möglich. Trotzdem ist es wichtig zu betonen, dass die Eosinophile Ösophagitis äußerst gut behandelbar ist und daher einer angemessenen Therapie bedarf.

Die Behandlungsziele der Eosinophilen Ösophagitis umfassen zwei wesentliche Aspekte:

Entzündliche Aktivität kontrollieren: Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, die entzündliche Aktivität zu beherrschen, um potenzielle Folgeerscheinungen der Eosinophilen Ösophagitis einzudämmen oder zu verhindern.

Steigerung der Lebensqualität: Ein ebenso bedeutender Fokus liegt auf der Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Die Symptomatik von Schluckbeschwerden kann das tägliche Leben stark beeinträchtigen, sowohl beim Essen als auch im sozialen Umfeld. Die Einschränkungen, die mit dem Gefühl von Nahrungsstau und regurgitieren verbunden sind, belasten viele Patienten erheblich. Daher zielt die Behandlung darauf ab, ein normales soziales Leben, einschließlich Aktivitäten wie Essen im Restaurant, wieder zu ermöglichen.

Im Rahmen der Therapie besteht die Hoffnung und die Möglichkeit, dass die Beschwerden grundsätzlich positiv beeinflusst werden. Dies bedeutet, dass die Schluckbeschwerden abnehmen und die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln, die möglicherweise vor dem Auftreten der Symptome genossen wurden, zunimmt.

Es ist wichtig, im Verlauf der Erkrankung und während der Behandlung verschiedene Nahrungsmittel auszuprobieren, um festzustellen, ob eine spürbare Verbesserung eintritt. Insbesondere sollte man sich aktiv von vermeidendem Verhalten lösen, das viele Patienten im Laufe der Zeit entwickelt haben.

Es ist jedoch zu beachten, dass im Rahmen der Behandlung auch Nebenwirkungen auftreten können. Dazu zählt gelegentlich ein Pilzbefall der Speiseröhre, der zu einem Brennen in der Speiseröhre oder in der Mundhöhle führen kann. Obwohl es äußerst selten vorkommt, wurden in Studienberichten bei sehr wenigen Patienten auch Gewichtszunahme, Heißhungerattacken oder Schlaflosigkeit aufgrund systemischer Kortisonwirkungen festgestellt. Ein aufmerksames Verfolgen dieser Aspekte ist ratsam.

Die Eosinophile Ösophagitis kann ernsthafte Folgen haben, darunter die Bildung von Strikturen, also Engstellen in der Speiseröhre aufgrund von Vernarbungen. Der entzündliche Prozess führt zur Ablagerung von Bindegewebe in die Schleimhaut und darunterliegende Schichten, wodurch die Speiseröhre verhärtet und Engstellen entstehen. Diese müssen unbedingt vermieden werden.

Im schlimmsten Fall kann es zu Bolus-Ereignissen kommen, bei denen Nahrung vollständig in der Speiseröhre stecken bleibt. Dies führt dazu, dass weder Wasser noch andere Nahrungsmittel mehr aufgenommen werden können. Das birgt das Risiko einer Aspiration, bei der Flüssigkeit oder Speichel in die Lunge gelangt und eine Entzündung auslöst. Dies stellt einen echten Notfall dar und erfordert sofortige Maßnahmen in der Notaufnahme, einschließlich einer Endoskopie.

Eine effektive Behandlung der Eosinophilen Ösophagitis ist entscheidend, da durch eine Langzeittherapie sowohl Bolusimpaktionen als auch Fibrosen kontrolliert und verhindert werden können.

Die Therapie der Eosinophilen Ösophagitis basiert auf den drei Ds:

Drugs (Medikamente): Zur Kontrolle der entzündlichen Aktivität werden spezifische Medikamente eingesetzt. Obwohl die Erkrankung nicht vollständig geheilt werden kann, ermöglichen diese Medikamente eine effektive Behandlung und Symptomlinderung.

Dilatationen: In einigen Fällen kann es aufgrund von Engstellen in der Speiseröhre notwendig sein, Dilatationen durchzuführen. Dieser Prozess dehnt die verengten Bereiche, um den normalen Nahrungsdurchgang zu erleichtern.

Diäten: Die Auswahl und Anpassung der Ernährung spielen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung. Diätetische Maßnahmen können helfen, potenzielle Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden, was zur Reduzierung der Entzündung beitragen kann. Die häufigsten Auslöser eine Eosinophilen Ösophagitis sind: 

  • Kuhmilch 
  • Weizen
  • Soja und Hülsenfrüchte
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Eier
  • Nüsse

Die Anwendung dieser drei Ds ermöglicht eine Behandlung der Eosinophilen Ösophagitis, wodurch die Lebensqualität der Betroffenen verbessert wird.

Ein lokales Kortison repräsentiert eine spezifische Medikamentenformulierung, die gezielt auf die Schleimhaut der Speiseröhre abzielt. Diese spezielle Formulierung ermöglicht es, dass der Wirkstoff ausschließlich auf der betroffenen Stelle wirkt, ohne in den systemischen Kreislauf zu gelangen und somit systemische Nebenwirkungen auszulösen.

Die Wirksamkeit dieses Ansatzes beruht darauf, dass entzündliche Prozesse, die durch Allergene ausgelöst werden, gezielt herunterreguliert werden. Durch diese Strategie wird das Immunsystem gewissermaßen überlistet, indem die allergische Reaktion gedrosselt wird und die Eosinophilen aus der Schleimhaut verdrängt werden.

Die gezielte Anwendung von lokalem Kortison in der Therapie der Eosinophilen Ösophagitis stellt somit eine effektive Methode dar, um Entzündungen zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Die Hauptnebenwirkung der lokalen Kortisontherapie ist die Soorösophagitis, eine Pilzinfektion der Speiseröhre. Durch die Unterdrückung des Immunsystems kann sich ein allgegenwärtiger Pilz, der in Lebensmitteln vorkommt, leichter an die Speiseröhrenschleimhaut anheften und wachsen. Dies äußert sich möglicherweise durch ein Brennen im Mund oder in der Speiseröhre, insbesondere nach anfänglicher Besserung der Symptome.

Um das Risiko dieser Nebenwirkung zu minimieren, können Sie selbst aktiv werden:

Timing der Einnahme: Achten Sie darauf, nach der Anwendung des lokalen Kortisons etwa 30 Minuten bis 1 Stunde zu warten, bevor Sie Flüssigkeiten oder Nahrung zu sich nehmen. Dies hilft, den Kortisonfilm abzuspülen und die Ansiedlung des Pilzes zu erschweren.

Regelmäßige Überwachung: Besprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Arzt eventuelle Anzeichen von Nebenwirkungen. Eine kontinuierliche ärztliche Betreuung ermöglicht eine rechtzeitige Anpassung der Behandlung.

Hygiene: Eine gute Mundhygiene, einschließlich regelmäßigem Zähneputzen und der Verwendung von Mundspülungen, kann dazu beitragen, das Risiko von Pilzinfektionen zu minimieren.

Bewusster Gebrauch: Achten Sie darauf, das Kortison nicht unbeabsichtigt in die Atemwege gelangen zu lassen, um Heiserkeit zu vermeiden.

Indem Sie diese Maßnahmen ergreifen, können Sie aktiv dazu beitragen, dass Soorösophagitis seltener auftritt und die Wirksamkeit Ihrer Behandlung erhalten bleibt. Bei Fragen oder Bedenken ist es immer ratsam, diese direkt mit Ihrem Arzt zu besprechen.

Die Einnahme von Jorveza, einem Medikament zur Behandlung der Eosinophilen Ösophagitis (EoE), erfolgt gemäß den ärztlichen Anweisungen und kann je nach individuellen Bedürfnissen variieren. Hier sind allgemeine Richtlinien zur Einnahme von Jorveza:

  • Einnahme der Schmelztablette: Die Jorveza Schmelztablette sollte nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Platzieren Sie die Tablette auf die Zungenspitze und drücken Sie sie sanft gegen den Gaumen.Die Zerfallszeit beträgt mindestens zwei Minuten, kann jedoch bis zu 20 Minuten dauern. Die Brauseeigenschaften regen die Speichelproduktion an, und der budesonidhaltige Speichel sollte während des Zerfalls geschluckt werden. Die Schmelztablette sollte nicht mit Flüssigkeit oder Nahrung eingenommen werden.
  • Nach der Einnahme: Es sollten mindestens 30 Minuten verstreichen, bevor Sie essen, trinken oder Mundhygiene durchführen.Die Schmelztablette sollte weder zerkaut noch unaufgelöst geschluckt werden, um eine optimale Wirkstoffexposition der Ösophagusschleimhaut sicherzustellen.
  • Vorbeugung gegen Pilzinfektionen (Soor-Oesophagitis): Für Menschen mit einem erhöhten Risiko oder bei vorhandener Pilzinfektion der Mundhöhle gibt es  Empfehlungen zur Vorbeugung: 
    • Weiche Zahnbürste verwenden: Dies schont das Zahnfleisch. 
    • Zahnzwischenräume reinigen: Zahnbeläge und Essensreste werden dabei entfernt. Wichtig ist, sorgfältig vorzugehen und Verletzungen der Schleimhaut zu vermeiden. 
    • Mundspülung: Viele Betroffene spülen den Mund mit antiseptischen Lösungen.