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Der Erreger wird über rohes Fleisch und kontaminiertes Wasser übertragen. Die Erkrankung verläuft meist asymptomatisch.

Hepatitis E ist eine virale Leberentzündung. Ausgelöst wird sie durch das Hepatitis E Virus, kurz HEV. Sie tritt vorrangig im asiatischen und indischen Raum auf. In Deutschland ist sie häufig reisebedingt.

Epidemiologie

Hepatitis E-Infektionen sind vorrangig in Asien und Afrika verbreitet, zeigen jedoch weltweite Präsenz. Die HEV-Virus-Genotypen, Epidemiologie und klinischen Manifestationen variieren zwischen verschiedenen Regionen. Während die Genotypen 1 und 2 bisher ausschließlich beim Menschen nachgewiesen wurden, treten die Typen 3 und 4 auch bei Tieren wie Hausschweinen und Rentieren auf. In Europa und Nordamerika ist insbesondere der Genotyp 3 von Hepatitis E verbreitet.

Schätzungsweise infizieren sich jährlich etwa 20 Millionen Menschen weltweit mit HEV, wovon 3,3 Millionen eine symptomatische Hepatitis E entwickeln. Die Erkrankung tritt vorwiegend im Erwachsenenalter auf, wobei ein Plateau zwischen dem 40. und 75. Lebensjahr zu verzeichnen ist. Besonders häufig sind Männer im Alter von 60 bis 69 Jahren betroffen.

Ursachen

Der Verursacher der Hepatitis E ist das Hepatitis E Virus (HEV), ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Hepeviren (Hepeviridae). Beim Menschen werden die vier Genotypen 1-4 und mehrere Subgenotypen unterschieden. Insbesondere in der Schweiz und anderen Industrienationen stellt das Schwein das hauptsächliche Reservoir des HEV dar, und Übertragungen vom Tier auf den Menschen sind häufig.

Pathogenese

Das Hepatitis E Virus (HEV) wird entweder fäkal-oral oder zoonotisch übertragen, d.h., es kann vom Tier auf den Menschen übergehen. Die fäkal-orale Übertragung erfolgt meist durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel. In Asien und Afrika ist dies der häufigste Infektionsweg für die Genotypen 1 und 2 des HEV.

In Industrieländern erfolgt die Übertragung von HEV hauptsächlich durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Schweinefleisch, Wildfleisch oder durch den Konsum von filtrierenden Wasserorganismen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist für die Genotypen 3 und 4 nicht bekannt. HEV1- und HEV2-Infektionen können jedoch auch durch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen werden, beispielsweise innerhalb von Familien oder Haushalten. Ebenso kann eine Übertragung über Blut, Blutprodukte, verunreinigte medizinische Gerätschaften oder transplantierte Organe mit hoher Viruslast erfolgen, auch wenn dieser Infektionsweg in Deutschland aufgrund hoher Sicherheitsstandards selten ist. Die Dauer der Ansteckungsgefahr von Infizierten lässt sich auf Grundlage der aktuellen Studienlage nicht exakt bestimmen. Im Stuhl von HEV-Infizierten konnte das Virus etwa eine Woche vor bis vier Wochen nach dem Auftreten der ersten Symptome nachgewiesen werden. Bei einer chronischen Infektion sind die Betroffenen wahrscheinlich solange aktive Ausscheider und ansteckend, bis das Virus eliminiert wurde.

Nach einer HEV-Infektion dauert es zwischen 15 und 64 Tagen, bis erste Symptome auftreten.

Die genaue Pathophysiologie der Hepatitis E ist noch unbekannt. Es wird vermutet, dass sich das Virus im Magen-Darm-Trakt vermehren könnte und über Lymphknoten und Blutbahnen in die Leber gelangt. Dort vermehrt es sich im Zellplasma der Leberzellen und kann von dort wieder in den Blutstrom und die Galle gelangen. Da die Galle von der Leber in den Verdauungstrakt abgegeben wird, könnte das Virus auf diesem Weg zurück in den Darm und die Ausscheidungen gelangen. Ob diese Theorie jedoch korrekt ist, kann derzeit wissenschaftlich nicht bestätigt werden.

Die leberschädigende Wirkung von HEV wird vermutlich, ähnlich wie bei anderen viralen Hepatitiden, nicht direkt durch das Virus selbst, sondern als Folge der Immunantwort ausgelöst. Zytotoxische T-Zellen und natürliche Killerzellen (NK-Zellen) greifen die infizierten Zellen an und zerstören sie. Dies führt zum Untergang von Leberzellen und zur Entstehung der Hepatitis-Symptome – so die Vermutung.

Symptome

Die meisten Hepatitis E (HEV)-Infektionen verlaufen asymptomatisch und selbstlimitierend. Zu den typischen Symptomen gehören diejenigen einer klassischen Hepatitis, darunter:

  • Fieber
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Appetitlosigkeit bis hin zu Anorexie
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Oberbauchschmerzen
  • Juckreiz und Ausschläge
  • Gelenkschmerzen
  • Gelbsucht (Ikterus) mit dunklem Urin und hellem Stuhl
  • Eine leicht vergrößerte Leber (Hepatomegalie)

Die Symptome dauern in der Regel zwischen ein und sechs Wochen an und lassen sich nicht von anderen viralen Hepatitiden unterscheiden.

In seltenen Fällen kann eine Hepatitis E einen fulminanten Verlauf nehmen und zu Leberversagen führen, insbesondere wenn Schwangere betroffen sind. Etwa 20 bis 25% der HEV-Infektionen sind tödlich, wenn sie im dritten Trimenon der Schwangerschaft auftreten. Besonders Infektionen mit Genotyp 1 bergen ein hohes Risiko.

Ein weiteres Risiko der HEV-Infektion sind extrahepatische Manifestationen, die Krankheitsbilder umfassen, die symptomatisch keine Ähnlichkeit mit einer viralen Hepatitis aufweisen. Dazu gehören beispielsweise das Guillain-Barré-Syndrom, neuralgische Amyotrophien, Enzephalitis, Meningoenzephalitis und Myositis.

In der Mehrzahl der Fälle führt Hepatitis E nicht zu einer Chronifizierung. Ausnahmen sind immunsupprimierte Patienten, bei denen die HEV-Infektionen jedoch meist asymptomatisch verlaufen können. Dennoch besteht die Gefahr, dass sie wie alle chronischen Hepatitiden zur Leberzirrhose führen können.

Diagnostik

Die Klinik der Hepatitis E ähnelt der vieler viraler Hepatitiden. Einzig eine Reiseanamnese kann gegebenenfalls Aufschluss geben. Deshalb kommt der Labordiagnostik bei Hepatitiden ein großer Stellenwert bei.

Labor: In der Blutuntersuchung zeigen sich deutlich erhöhte Transaminasen (GOT und GPT) sowie möglicherweise auch eine Erhöhung der alkalischen Phosphatase (AP) und der Gamma-GT. Bei einem Ikterus treten zusätzlich ein deutlich erhöhtes Gesamt-Bilirubin im Serum und ein deutlich erhöhtes Urobilinogen im Urin auf.

Da ähnliche Konstellationen auch bei anderen Virushepatitiden, verschiedenen Medikamenten wie Paracetamol, Pilzgiften, Alkohol, Speicherkrankheiten, Alpha-1-Antitrypsinmangel und Autoimmunhepatitiden auftreten können, ist eine Serologie erforderlich, um die Diagnose Hepatitis E zu bestätigen.

Bei frischer HEV-Infektion oder akuter Hepatitis sind die Marker anti-HEV-IgM und HEV-RNA im Blut und Stuhl erhöht. Antikörper können mittels ELISA bereits nachweisbar sein, wenn die ersten Symptome auftreten. Aufgrund möglicher Unsicherheiten in IgM-Reaktionen ist bei einem positiven anti-HEV-IgM-Marker ein zusätzlicher Bestätigungstest erforderlich, der die HEV-RNA mittels Nukleinsäureamplifikationstechniken wie der PCR nachweist. Zu diesem Zeitpunkt können auch bereits anti-HEV-IgG Antikörper im Serum nachweisbar sein. Wenn jedoch nur anti-HEV-IgG Antikörper nachweisbar sind und die anderen beiden Marker negativ sind, deutet dies auf eine früher abgelaufene Infektion hin.

Bei immunsupprimierten Patienten können Antikörpertests falsch negativ ausfallen. Daher wird bei dieser spezifischen Patientengruppe direkt der Erregernachweis mittels Nukleinsäureamplifikationstechnik durchgeführt.

Therapie

Die meisten Hepatitis E-Infektionen verlaufen asymptomatisch oder heilen von selbst aus. Eine medikamentöse Therapie ist bei selbstlimitierendem Verlauf normalerweise nicht erforderlich. Betroffene sollten sich jedoch schonen, Bettruhe einhalten, ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und auf Alkohol sowie lebertoxische Medikamente verzichten. Symptome können symptomatisch behandelt werden.

In etwa 3% der Fälle nimmt die Hepatitis E jedoch einen schweren Verlauf. In solchen Fällen kann eine antivirale Therapie mit Ribavirin und PEG-Interferon-alpha erwogen werden. Die Therapie erfolgt nach gültigen Protokollen. Bei Versagen dieser Maßnahmen bleibt die Lebertransplantation als letzte Option.

Chronische Hepatitis E-Infektionen erfordern ebenfalls eine Therapie, um das Virus zu eliminieren und Leberschäden zu verhindern, die zur Zirrhose führen können.

Prognose der Hepatitis E:

Was erwartet Betroffene?In den meisten Fällen heilt Hepatitis E vollständig aus, mit einer Letalität von unter 1%. Schwangere, insbesondere im dritten Trimenon mit Genotyp 1, haben jedoch ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf (Letalität von 20-25%). Die Prognose ist auch bei Organtransplantationen und Immunsuppression weniger günstig, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für chronische Verläufe.

Prophylaxe und Prävention von Hepatitis E: Tipps für den Schutz vor Infektionen

In Deutschland steht keine Impfung gegen Hepatitis E zur Verfügung. Bei Reisen in Regionen mit den Genotypen 1 und 2 sind folgende Hygienemaßnahmen wichtig:

  • Abkochen von Leitungswasser
  • Verwendung von abgekochtem Wasser für Eis und gekühlte Getränke
  • Vermeidung von rohen oder wenig erhitzten Lebensmitteln (Prinzip: „Peel it, cook it, or forget it!“) 
  • Schwangere sollten endemische Gebiete meiden.

In der Schweiz sollten tierische Produkte von Schwein und Wild gut durchgegart werden (mindestens 71°C für 20 Minuten) und Küchenhygiene beachtet werden, um Kreuzkontaminationen zu verhindern.