Die perkutane Tibialnervenstimulation (PTNS) ist eine innovative Neuromodulationsbehandlung, bei der der Nervus tibialis, ein wichtiger Nerv am Schienbein, gezielt stimuliert wird. Neuromodulation bezieht sich auf die gezielte Beeinflussung von Nervenfunktionen, um die Funktion von Organen oder Körperprozessen positiv zu verändern. Im Fall der PTNS kann diese Methode die Funktionsweise der Harnblase und des Schließmuskels für Harn und Stuhl effektiv verbessern, was sie zu einer wertvollen Option bei der Behandlung von Inkontinenz und anderen urologischen Beschwerden macht.
Die PTNS wird vor allem in folgenden Bereichen eingesetzt:
Die PTNS erfolgt durch die gezielte Stimulation des Nervus tibialis mittels einer sehr feinen Akupunkturnadel. Diese Nadel überträgt schwache elektrische Impulse an den Schienbeinnerv, was einen verstärkten Nervenreiz auslöst. Dieser Reiz wird im Rückenmark im sogenannten sakralen Miktionszentrum verarbeitet, das auch die Nerven steuert, die für die Kontrolle der Harnblase und des Schließmuskels verantwortlich sind.
Ablauf der PTNS-Therapie
Die PTNS ist ein minimalinvasives Verfahren, das ambulant durchgeführt wird. Eine vollständige Therapie besteht in der Regel aus 12 Sitzungen, die über 12 Wochen verteilt sind, mit einer Sitzung pro Woche, die etwa 30 Minuten dauert. Viele Patienten bemerken bereits nach der vierten bis sechsten Sitzung eine Besserung ihrer Symptome. Bei erfolgreicher Therapie wird eine Erhaltungstherapie alle 3 Wochen empfohlen.
Nebenwirkungen und Risiken der PTNS
Die PTNS ist eine sehr sichere und gut verträgliche Behandlungsmethode mit minimalen Nebenwirkungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen leichte Rötungen und kurzfristige Schmerzen an der Einstichstelle der Akupunkturnadel. In seltenen Fällen kann es zu einer Entzündung an der Einstichstelle kommen. Manche Patienten berichten während der Behandlung über ein Druckgefühl in der Magengegend, das jedoch nach dem Ende der Sitzung sofort verschwindet. Die PTNS ist zudem nicht mit langfristigen Risiken wie Magengeschwüren verbunden.
Wissenschaftliche Akzeptanz
Obwohl die PTNS in der Schweiz noch nicht weit verbreitet ist, hat sie international anerkannte wissenschaftliche Prüfungen bestanden und ist u.a. in mehreren urologischen Leitlinien verankert. Dazu zählen die Leitlinien der European Association of Urology (EAU) sowie die Empfehlungen der britischen NICE-Leitlinien.
Die perkutane Tibialnervenstimulation (PTNS) bietet eine wirksame, minimalinvasive Behandlungsoption für Patienten mit unwillkürlichem Harn- und Stuhlverlust sowie chronischen Beckenbodenschmerzen. Dank ihrer guten Verträglichkeit und nachgewiesenen Wirksamkeit stellt die PTNS eine wertvolle Alternative zu medikamentösen oder chirurgischen Behandlungen dar, insbesondere für Patienten, die auf andere Therapien nicht ansprechen.